Foto: Beatrix Boutonnet

Medial-digitale Gleichstellungs-Baustellen

Das war ein Rahmen, wie er dem Thema Gleichstellung gebührt: Der Journalistinnenbund und das Netzwerk Media Women Connect hatten für den Abend des 26. Juli in den edlen Senatssaal des Landtags eingeladen, um die Gleichstellung im medial-digitalen Zeitalter zu diskutieren (s. Foto – ich bin die Podiumsteilnehmerin in der Mitte vor dem Fenster). Über 100 Frauen und ein paar Männer waren der Einladung gefolgt – trotz des super Wetters – und bildeten ein sehr engagiertes, kritisches und teilweise auch emotionales Publikum.

Auf dem Podium saßen neben meiner Wenigkeit die Grüne Katharina Schulze, Lilian Edenhofer von den Freien Wählern und die CSU-Kandidatin Tina Pickert. Die Moderatorinnen, die BR-Medien-Redakteurin Sissi Pitzer und die freie Journalistin Angelika Knop, führten uns sehr stringent durch die lange Liste der Gleichstellungs-Baustellen in den Medien und in der digitalen Wirtschaft beziehungsweise Gesellschaft.

Keine einzige bayerische Tageszeitung mit Chefredakteurin

Die Moderatorinnen – und das Publikum – verlangten Antworten: Was wollen wir tun, damit Gründerinnen dieselben Chancen auf Bankkredite, Venture Kapital und staatliche Fördermittel haben wie Gründer? Was muss die Politik machen, damit Filmprojekte von Frauen genauso viel Förderung erhalten wie Filmprojekte von Männern? Wie erreichen wir, dass es mehr weibliche Führungskräfte in den Medien gibt? (Momentan hat keine einzigeTageszeitung in Bayern eine Chefredakteurin! Hallo?) Wie kriegen wir mehr Professorinnen auf die Lehrstühle und mehr Expertinnen in Talkshows, Interviews und Gastkommentare?

Die Antwort war – für mich nicht verblüffend – sehr oft dieselbe: Quote, Quote, Quote. Denn mit Kritik an der Männerherrschaft und mit freiwilligen Selbstverpflichtungen allein kommen wir nicht weiter. Das haben die letzten Jahrzehnte gezeigt. Der Staat – auch das Land Bayern und die Kommunen – hat reichlich Möglichkeiten Gleichstellung durch Gesetze und Regelungen zu fördern. Sei es bei der Auftragsvergabe an Unternehmen oder bei der Besetzung von Professorenstellen, sei es bei den Vorschriften zu Leistungsbeurteilungen im Job oder bei den Lehrplänen.

„Offenbar wollen die Frauen die Quote“

Sehr oft kommen dabei Quoten ins Spiel. Denn Zahlen sind leicht zu messen. Entweder gibt es gleich viele Hauptrollen für Frauen und Männer – oder es gibt sie nicht. Entweder forschen und lehren gleich viele Professorinnen wie Professoren, oder nicht.  Entweder fließen gleich viel Fördermittel an Gründerinnen wie an Gründer – oder nicht. Entweder werden in die öffentlich-rechtliche Talkshow gleich viele Expertinnen wie Experten eingeladen. Oder eben nicht.