Zwei Tage vor dem CSD habe ich mit Gerdi, meiner Frau, darüber gesprochen, was ich sagen werde, wenn ich auf die Bühne gehe. „Sag erst mal was Positives“, meinte sie. „Es ist auch ein Tag zum Feiern.“ Also habe ich mit der Ehe für alle angefangen: Seit letztem Jahr dürfen endlich auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten.

Aber der CSD ist nicht nur ein Tag, an dem Lesben, Schwule, Transgender auf die Straße gehen und feiern. Er ist auch als politisches Statement unendlich wichtig. Gerade heute, wo ein politischer und gesellschaftlicher Rechtsruck unsere mühsam errungenen Rechte als gleichwertige Bürgerinnen und Bürger – und Menschen! – bedroht.

Rechtspopulistische Hetze von CSU und AfD

Es ist extrem beunruhigend zu sehen, wie die CSU gegen Minderheiten hetzt. Die menschenverachtenden Sprüche gegen Flüchtlinge – ich sage nur: „Asyltourismus“ – zeigen, was diese Partei von Menschen hält, die in irgendeiner Form von der Mehrheitsgesellschaft abweichen.

Wir dürfen nicht glauben, dass die CSU und andere Rechtspopulisten uns in Ruhe lassen werden, wenn sie eine Gelegenheit sehen, uns unsere Rechte wieder zu nehmen. Die AfD spricht es ganz unverblümt in ihrem Wahlprogramm aus: Sie will Initiativen für Lesben, Schwule und Transgender die Fördergelder streichen.

Aktionsplan der BayernSPD gegen Homophobie und Transphobie

Man muss leider feststellen: Es hat eben noch nicht jede und jeder begriffen, dass alle Menschen gleichviel wert sind. Noch kämpfen wir um Toleranz. Dabei ist das eigentlich zu wenig. Ich will als Lesbe nicht toleriert werden – also geduldet und ertragen. Ich will akzeptiert werden als Mensch, der genauso wertvoll ist wie jeder andere.

Darum ist mir der Aktionsplan gegen Homophobie und Transphobie sehr wichtig, den die BayernSPD umsetzen will. Er wird uns helfen, die Mehrheitsgesellschaft weiter dafür zu sensibilisieren, dass wir als Minderheit genauso Teil der Gesellschaft sind wie die Mehrheit – und als einzelne Menschen genauso wichtig und wertvoll.

Lehrpläne: Wo sind die Lesegeschichten mit zwei Vätern?

Dafür müssen wir meiner Meinung nach auch die Lehrpläne überarbeiten. Wie lange soll den Schülerinnen und Schülern ausschließlich heterosexueller Alltag als normal vorgesetzt werden? Es muss im Lesebuch auch mal eine Familie mit zwei Vätern geben oder in der Rechenaufgabe eine Familie mit zwei Müttern.

So lange wir nicht akzeptiert sind – wie gesagt: das ist mehr, als bloß toleriert zu werden – brauchen wir immer wieder den Mut und die Kraft, politisch für unsere Rechte zu kämpfen. Wir dürfen auch die Solidarität der Mehrheitsgesellschaft einfordern, ohne uns deswegen schwach zu fühlen.

Dranbleiben, aufstehen, immer wieder Gerechtigkeit fordern

Noch haben wir nicht die gleiche Anerkennung. So lange diese noch nicht erreicht ist, müssen wir dranbleiben. Wir müssen immer wieder gerechte Gesetze in allen Bereichen fordern. Und wir müssen immer wieder aufstehen gegen populistische Politiker, die heute gegen Flüchtlinge hetzen – und morgen wieder gegen uns.